ENGEL IN AMERIKA (Schauspiel)

Wann: 8. Juli 2023 | 17:00 Uhr

Pfalzbau Ludwigshafen


Mit einem Theaterepos antiken Ausmaßes wurde der amerikanische Dramatiker Tony Kushner vor vierzig Jahren schlagartig berühmt. Engel in Amerika spielt in den 1980ern, einer Zeit der gewaltigen Umbrüche: Im Westen gibt der Neoliberalismus dem Kapital eine neue, nahezu religiöse Macht, im Osten bröckelt der Eiserne Vorhang – und eine unbekannte Krankheit verbreitet sich unter homosexuellen Männern. Louis, Sprössling einer jüdischen Großfamilie, verlässt panisch seinen an AIDS erkrankten Freund Prior und kommt mit dem konservativen mormonischen Anwalt Joe zusammen. Dessen medikamentenabhängige Frau Harper flüchtet sich daraufhin in ihren Träumen ins ewige Eis, seine strenggläubige Mutter Hannah reist aufgebracht aus Salt Lake City an. Der machtbesessene und zynische Republikaner Roy Cohn, ebenfalls Anwalt, behauptet bis zu seinem letzten Atemzug, weder schwul noch an Aids erkrankt zu sein, und liefert sich sogar noch am Sterbebett heftige Wortgefechte mit dem schwarzen Pfleger Belize. Und dann bricht durch Priors Schlafzimmerdecke ein Engel.

Geprägt ist Tony Kushners Werk durch Bertolt Brechts episches Theater. Seine Stücke leben vom schnellen Wechsel der Figuren, von der Vielschichtigkeit der Erzählebenen, von Phantasie, Satire und scharfsinniger Gesellschaftsanalyse. Engel in Amerika bezieht sich aber ausdrücklich auch auf Ernst Blochs Prinzip Hoffnung; es fordert den Ausbruch aus den saturierten und ideologisch engen Verhältnissen der Reagan-Ära, den Aufbruch in eine von religiöser, sozialer und sexueller Freiheit getragene Welt. Wie im antiken Drama führt der Weg zur Veränderung über das Leiden und die Erlösung. Dafür steht der Engel mit seiner unkonventionellen Botschaft: „Als er Euch schuf, setzte Unser Vater-Geliebter das Potential der schlafenden Schöpfung frei: zur Veränderung! In EUCH begann der Virus der ZEIT!“.

Regisseur Simon Stone liest das Drama aus der heutigen Perspektive und verdeutlicht, wie sehr die politischen und gesellschaftlichen Tendenzen der 1980er Jahre den unseren gleichen und sie bestimmen. Der Neoliberalismus hat sich in unserem Alltag eingenistet – wie sehr, wird uns an seinem Scheitern bewusst, den verödenden Innenstädten, der maroden Infrastruktur, der zunehmend gespaltenen Gesellschaft. Die Perestroika mündete in einen zunehmend zerbrechlichen europäischen Frieden, der aktuell vehement verteidigt werden muss. Und schließlich hat eine neue Seuche unsere persönliche Freiheit mehr als auf die Probe gestellt. Stones Inszenierung Engel in Amerika entstand 2015 am Theater Basel und wurde nun ans Residenztheater München übernommen, aufgrund von Corona mit großer Verzögerung. Und der überraschenden Entdeckung: Mehr als sieben Jahre nach der Premiere ist die Inszenierung aktueller denn je.

TONY KUSHNER wurde 1956 in New York geboren. Er ist Jude mit Migrationsgeschichte, homosexuell und links. Als Dramatiker ist er eine Stimme diskriminierter Bevölkerungsgruppen und zugleich ein allseits gefeierter, u. a. mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichneter Teil der amerikanischen Hochkultur. In den USA sind seine Stücke regelmäßig in den Theaterspielplänen vertreten und sogar Teil des schulischen Kanons. Engel in Amerika wurde nach der Uraufführung auch in Europa viel gespielt, geriet für eine Weile in Vergessenheit und wurde vom Theater Basel in einer überarbeiteten Fassung wiederentdeckt.

Kein bisschen Patina hat der Abend angesetzt, die Dialoge funkeln nach wie vor, alle Menschen auf der Bühne brillieren um den berserkernden Roland Koch…Süddeutsche Zeitung

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