Hauspostille

Wann: 24. November 2024 | 19:00 Uhr

Pfalzbau Ludwigshafen


Lars Eidinger liest, singt und spielt Bertolt Brecht
Berlin

Mit Lars Eidinger

Live-Musik Hans-Jörn Brandenburg

Von Sonne krank und ganz von Regen zerfressen

Geraubten Lorbeer im zerrauften Haar

Hat er seine ganze Jugend, nur nicht seine Träume vergessen

Lange das Dach, nie den Himmel, der drüber war.

 

Lars Eidinger hat ein besonderes Verhältnis zu Bertolt Brecht. In Joachim Langs Spielfilm Brechts Dreigroschenfilm verkörperte er ihn bereits persönlich. In Ludwigshafen wird er nun aus dessen Gedichtsammlung Hauspostille lesen, singen und spielen.

Bertolt Brechts zwischen 1916 und 1925 entstandene Hauspostille spielt parodistisch auf fromme Predigtsammlungen an, insbesondere auf die Gleichnamige von Martin Luther. Ein wilder Brecht arbeitet sich hier an den Rändern des Asozialen ab. Er feiert die Verfluchten und säuft mit den Geächteten. Seine dunkle Poesie weidet sich an der schaurigen Schönheit des Morbiden und wird so zum Vorbild für Ikonen der Popkultur wie Iggy Pop, Nick Cave oder Tim Burton. Verführte, ertrunkene Mädchen in „seichten, braunversumpften Teichen“, Mordlust, Geilheit, Gier und rohe Gewalt, kurz alles Abgründige, Schmutzige, das die brave Elterngeneration verschämt hinter blütenweißen Gardinen versteckt, zerrt Brecht tabulos ans Licht und entlarvt dabei lustvoll Scheinheiligkeit und Doppelmoral. Lars Eidinger hat als Schauspieler ein Faible für Figuren, die etwas zu verbergen haben. Er nimmt einen tiefen Atemzug vom wilden Brecht und bringt dessen Lyrik mit der musikalischen Begleitung von Hans Jörn Brandenburg als radikal funkelndes Gesamtkunstwerk auf die Bühne.

Der Schauspieler Lars Eidinger machte sich zunächst am Theater als langjähriges Ensemblemitglied der Berliner Schaubühne einen Namen. Mit seiner ersten großen Filmrolle in Maren Ades Beziehungsdrama Alle anderen (2009) konnte er sich auch als Filmschauspieler etablieren. Im Fernsehen war er unter anderem zwischen 2012 und 2021 im NDR-Tatort in drei Fällen von Klaus Borowski als Postzusteller und Frauenmörder Kai Korthals zu sehen. 2021 und 2022 spielte er den Jedermann bei den Salzburger Festspielen an der Seite der „Buhlschaft“ Verena Altenberger.

14 der 50 Gedichte der Hauspostille sind vertont. Hans Jörn Brandenburg, der unter anderem bei Helmut Lachenmann in Hannover studierte und später für Frank Castorf, George Tabori und Robert Wilson Bühnenmusiken schrieb, begleitet stilsicher wie kreativ mit der ganzen Palette der Tonfarben seiner Instrumente.

Kartenreservierung:

Im Theater Pfalzbau sind alle Vorstellungen kostenfrei für Kulturpass-Inhaber*innen zugänglich. Die Karten sind ausschließlich an der Abendkasse erhältlich und können vorab nicht reserviert werden. Die Karten sind eine halbe Stunde vor Vorstellungsbeginn an der Abendkasse vergeben – so lange der Vorrat reicht