Ist das ein Mensch?

Wann: 2. März 2023 | 19:00 Uhr

Alte Feuerwache


Es gibt zwar eine offizielle Erinnerungspolitik, die die Zeit des Nationalsozialismus aufruft, es gibt das mahnende „Nie wieder“ – aber es wird mehr und mehr zu einem Ritual, ohne konkretes Wissen, ohne dichte Beschreibung, ohne Stimmen, die das, was die Shoah tatsächlich bedeutete, vermitteln könnten. Auschwitz droht zur bloßen Chiffre zu werden, ohne das Verstehen all der Mechanismen der Ausgrenzung, der Entmenschlichung, der Vernichtung, die es ausmachten. So werden weder die Kontinuitäten noch die Diskontinuitäten zu den heutigen Formen von Rassismus und Antisemitismus erkennbar.

Dagegen soll dieser Abend mit Texten von Überlebenden die Vielfalt der Stimmen und Perspektiven aufrufen, die das Grauen der Lager erlebt und beschrieben haben. Ihre Berichte richten sich an die Nachgeborenen, sie erzählen von der Gewalt und der Tortur, aber auch von Widerstand, Freundschaft und der Ethik des Erinnerns.

Erdacht haben diesen Abend: Carolin Emcke, die mit ihren Büchern über Trauma und Zeugenschaft, mit ihrem Essay „Wie wir begehren“ und mit einer Haltung des Engagements und Zweifelns der Öffentlichkeit unverzichtbare Impulse gegeben hat und gibt. Lena Gorelik, die seit ihrem Romandebüt „Meine weißen Nächte“ ein unverwechselbares literarisches Werk geschaffen hat und deren letzter Roman „Wer wir sind“ wie eine Schmuggelware von Hand zu Hand gereicht wurde. Maryam Zaree, die für ihren Dokumentarfilm „Born in Evin“ mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeichnet wurde und vielen zuletzt aus der Serie „4 Blocks“ bekannt sein dürfte, in der sie eine der Hauptrollen spielte. Alle drei lesen Texte von Primo Levi, Jean Améry, Ruth Klüger, Charlotte Delbo, Imre Kertesz, Jorge Semprun und anderen. Gegen das Vergessen. Für die Erinnerung.

Kartenreservierung:

bitte direkt über die Alte Feurwache: unter info@altefeuerwache.com