Wann: 28. November 2021 | 17:00 Uhr
Port 25-Raum für Gegenwartkunst
Kartenreservierung: Per e-Mail an reservierung@kulturparkett-rhein-neckar.de. Bei der Anmeldung müssen Name, Telefonnummer und Adresse angegeben werden.
Eine Lesung im Rahmen der Veranstaltungsreihe “Europa Morgen Land”
» я heißt: ich. Ausgesprochen: ja.
Ich heißt auf Russisch я, ein Buchstabe nur. Der
letzte im Alphabet. So wurden wir auch groß
und erzogen:
„я последняябуква в алфавите“
„Ich ist der letzte Buchstabe im Alphabet.“
Das hat dann jedes
ich will
ich mag
ich muss
ichichich
mit der Faust erschlagen. Die Ordnung der
Buchstaben, die uns Kindern den Egoismus
austrieb, in aller Seelenruhe.
Ich erinnere mich, meistens leise.
„Ich will aber …“
„Ich ist der letzte Buchstabe im Alphabet.“
Ich will aber: diese Geschichte erzählen. Ich
wünsche, dass diese Geschichte mir gehört. «
(Aus: Wer wir sind © Rowohlt Berlin Verlag, 2021)
Lena Gorelik, 1981 in St. Petersburg geboren,
kam 1992 mit ihren Eltern als „Kontingentflüchtling“ nach Deutschland. Ihr Roman „Hochzeit in Jerusalem“ (2007) war für den Deutschen Buchpreis nominiert, der vielgelobte Roman „Mehr Schwarz als Lila“ (2017) für den Deutschen Jugendbuchpreis. Regelmäßig verfasst Lena Gorelik Beiträge zu gesellschaftlichen Themen, unter anderem für den Deutschlandfunk, die Süddeutsche Zeitung oder DIE ZEIT. Sie lebt in München.
Moderation: Daniel Rübel
Zur Veranstaltungsreihe “europa_morgen_land”:
Seit der Jahrtausendwende präsentieren wir in der Literaturreihe „europa_morgen_land“ jedes Jahr neueste deutschsprachige Literatur. Die Lesungen spiegeln eine vielfältige Literatur- und Kulturlandschaft wider, die sich im letzten halben Jahrhundert ausgebildet hat und nicht denkbar ist ohne die Einwanderungsgeschichte des Landes. Wenn der deutschsprachige Roman des Jahres gesucht wird, wenn Long- und Short-Lists geschrieben werden, fehlen die Autor*innen der Reihe nicht. Saša Stanišic, Terézia Mora, Arno Camenisch oder Nino Haratischwili und viele andere Autor*innen unserer Reihe gehören zu den Nominierten und Ausgezeichneten der deutschsprachigen Literatur, sie sind Träger*innen des deutschen Buchpreises und vieler anderer Preise. Sie stammen aus Argentinien, dem Kosovo oder aus Georgien, sie haben unterschiedlichste Migrations-“Hintergründe“. Gemeinsam ist ihnen, dass sie auf Deutsch schreiben und zu den Besten der deutschsprachigen Literatur gehören. Ohne sie wäre die deutschsprachige Literatur um sehr vieles ärmer.
Veranstaltende:
Kulturamt Mannheim, Kulturbüro Ludwigshafen und Stadtbücherei Frankenthal in Kooperation mit den Vereinen Kultur Rhein-Neckar e.V. und KulturQuer Quer-Kultur Rhein-Neckar e.V.
Für weitere Informationen: Zur Website
Keine Kategorien