Lesung mit Dmitrij Kapitelman „Eine Formalie in Kiew“ (Europa.Morgen.Land)

Wann: 21. November 2021 | 17:00 Uhr

Kulturzentrum Das Haus


Die Veranstaltung findet im HausBoot des Kulturzentrums statt.

Kartenreservierung: Per e-Mail an reservierung@kulturparkett-rhein-neckar.de. Bei der Anmeldung müssen Name, Telefonnummer und Adresse angegeben werden.

Eine Lesung im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Europa Morgen Land“

» Früher tönte ich, mein Gesicht niemals unter einem Bundesadler sehen zu wollen. Und behauptete, es sei wegen der Shoa und der blutrünstigen Neonazis, die uns durch Leipziger Plattenbausiedlungen gejagt haben. Wegen der Zigaretten, die sie lachend an uns ausdrückten, den Kampfhunden, die sie auf uns hetzten, den Pistolen, die sie uns beim Eisessen am Kulkwitzer See an den Kopf hielten. Und den deutschen Polizisten, die nie etwas gegen die deutschen Nazis taten. Aber das war glatt gelogen. Ich war einfach zu faul für den ganzen Papierkram bei der Ausländerbehörde. Dem Dummdödel von damals war schlicht nicht klar, wie krass ein deutscher Ausweis privilegiert, wie sehr er das Leben erleichtert. «
(Aus: Eine Formalie in Kiew© Hanser Verlag 2021)

Dmitrij Kapitelman wurde 1986 in Kiew geboren.

Er erhielt ursprünglich den moldawischen Nachnamen seiner Mutter Vera Romashkan und nahm erst im Erwachsenenalter den jüdischen Namen seines Vaters „Kapitelman“ an. Im Alter von acht Jahren zog er zusammen mit seinen Eltern als Kontingentflüchtling nach Deutschland. Nach Abschluss des Abiturs studierte er, durch das Deutschlandstipendium gefördert, Politikwissenschaft und Soziologie an der Universität Leipzig und besuchte im Anschluss die Deutsche Journalistenschule in München. Er absolvierte ein Praktikum bei der taz und schrieb mehrfach für DIE ZEIT. 2016 veröffentlichte er seinen mit dem Klaus-Michael Kühne-Preis ausgezeichneten Debütroman „Das Lächeln meines unsichtbaren Vaters“ im Hanser Verlag. Heute arbeitet er als freier Journalist und Schriftsteller und lebt in Berlin. Unter dem Künstlernamen Dheema ist er zudem als Hip-Hop-Musiker tätig.

Moderation: Viktoria Ong

Zur Veranstaltungsreihe „europa_morgen_land“:
Seit der Jahrtausendwende präsentieren wir in der Literaturreihe „europa_morgen_land“ jedes Jahr neueste deutschsprachige Literatur. Die Lesungen spiegeln eine vielfältige Literatur- und Kulturlandschaft wider, die sich im letzten halben Jahrhundert ausgebildet hat und nicht denkbar ist ohne die Einwanderungsgeschichte des Landes. Wenn der deutschsprachige Roman des Jahres gesucht wird, wenn Long- und Short-Lists geschrieben werden, fehlen die Autor*innen der Reihe nicht. Saša Stanišic, Terézia Mora, Arno Camenisch oder Nino Haratischwili und viele andere Autor*innen unserer Reihe gehören zu den Nominierten und Ausgezeichneten der deutschsprachigen Literatur, sie sind Träger*innen des deutschen Buchpreises und vieler anderer Preise. Sie stammen aus Argentinien, dem Kosovo oder aus Georgien, sie haben unterschiedlichste Migrations-“Hintergründe“. Gemeinsam ist ihnen, dass sie auf Deutsch schreiben und zu den Besten der deutschsprachigen Literatur gehören. Ohne sie wäre die deutschsprachige Literatur um sehr vieles ärmer.

Veranstaltende:
Kulturamt Mannheim, Kulturbüro Ludwigshafen und  Stadtbücherei Frankenthal in Kooperation mit den Vereinen Kultur Rhein-Neckar e.V. und KulturQuer Quer-Kultur Rhein-Neckar e.V.

Für weitere Informationen: Zur Website


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