The Museum

Wann: 21. Oktober 2022 | 19:30 Uhr

Theater im Pfalzbau


Von der Bühne sind Herzschläge zu hören. Es sind die eines zum Tode Verurteilten, an seinem letzten Tag. In einem roten Lichtschein ist ein fiebriges Gesicht zu sehen und eine Stimme berichtet detailliert von einem Terroranschlag auf ein Museum für zeitgenössische Kunst. Neunundvierzig Kinder und eine Lehrerin wurden dabei getötet. Der Mann, der diese Tat begangen hat und seit sieben Jahren auf seine Hinrichtung wartet, lädt den Polizeiinspektor, der ihn verhaftet hat, zu seiner letzten Mahlzeit ein. Die beiden Männer treffen sich allein in einem geschlossenen Raum. Es beginnt ein beunruhigender Dialog, gefährlich und zerstörerisch, ein Spiel, in dem es verbale und physische Schläge hagelt.
Der Entstehung des Zweipersonenstücks ging ein langer Forschungsprozess voraus. Murkus und seine Schauspieler versuchten, die Mechanismen zu verstehen, die Menschen zu Terroristen machen. Sie kennen das Gefühl der Ohnmacht gegenüber staatlicher Willkür und fragten sich, wann es in Gewalt mündet. Bashar Murkus seziert die Ursprünge dieser Gewalt, die unsägliche „Banalität des Bösen“ und die Ähnlichkeiten zwischen individuellem Terror und dem systemischen Schrecken staatlicher Kriege. Sein Ansatz, den Attentäter nicht moralisch zu verurteilen, sondern seine Beweggründe nachzuvollziehen, ist provokant und verstörend. Für ihn aber ist das genau der Weg, sich von destruktiven Impulsen zu befreien und neue Wege zu finden, um die Welt zu verändern.

Bashar Murkus ist ein palästinensischer Autor und Regisseur. Er studierte Theaterwissenschaften an der Universität Haifa, heute ist er dort als Dozent für Schauspiel und Regie tätig. Seit 2011 hat er fast zwanzig Stücke entwickelt, die soziale, politische und humanistische Themen umkreisen. Er ist Gründungsmitglied und künstlerischer Leiter des 2015 gegründeten palästinensischen Khashabi-Theaters mit Sitz in Haifa. Das Theater ist politisch und wirtschaftlich unabhängig und versteht sich als freie Stimme palästinensischer Künstler in Israel. Die dort entstandenen Produktionen waren bereits in Palästina, den USA und Europa zu sehen.